Hallo Forumsgemeinde!
Seit 1993 besitze ich diese Seiko:
http://erhard-bohnenberger.de/Bilderext/Bild1.html
http://erhard-bohnenberger.de/Bilderext/Bild2.html
Letzten Sommer im Juni ließ ich die Batterie tauschen. Die hielt allerdings nur knapp 2 Monate, dann war sie wieder leer. Ich dachte zu erst, ich hätte eine schlechte Batterie erwischt, aber der Uhrmacher meinte, die Kontakte an der Uhr wären oxidiert und eine Reparatur käme so um die 150 bis 200 Euro.
Auf der einen Seite würde ich gerne meine Seiko wieder nutzen, andererseits sind 200 Euronen viel Geld, die in einer neuen Uhr auch viel Freude machen würden.
Lassen sich die Kontakte denn nicht von der Oxidation befreien? Was mir zuvor aufgefallen ist, bei einer Reise in die arabischen Emirate war oft eine Dunstschicht unter dem Glas. Allerdings nur, wenn ich in klimatisierten Räumen war. Zu Hause war die Erscheinung weg. Kann das die Oxidation verursacht / begünstigt haben?
Was meint ihr dazu?
Es grüßt euch herzlich
Oxygen
PS: Dies ist mein erster Beitrag. Sollte er technisch nicht in Ordnung sein oder falsch plaziert, bitte ich um Nachsicht
Kontakte oxidiert?
Re: Kontakte oxidiert?
Hallo Oxygen,
einen Teil Deiner Fragen hast Du ja schon selbst beantwortet:
Ja, bei extremen Themperaturunterschieden kondensiert die natürliche Luftfeuchtigkeit in einer Uhr. Um das zu verhindern verwendet Sinn z.B. gegen Aufpreis ein Verfahren, bei dem die Uhr mit dem Edelgas Argon gefüllt wird um die enthaltende Luft aus der Uhr zu pressen. Ob´s was bringt, bzw man es hierzulande braucht, oder damit sorgenlos in die Sauna gehen kann, weiß ich nicht, denn bei meiner Sinn habe ich darauf verzichtet um den Aufpreis zu sparen. Kondenswasser ist bei extremen Themperaturschwankungen nicht das einzige Problem. Erfahrungen hierzu sind willkommen . (Nein ich bin kein Vertreter der Firma Sinn sorry, daß ich in meinen Beispielen immer diesen Hersteller bemühe, aber da ich erst kürzlich eine Sinn erstanden und mich vorab etwas näher mit dieser Firma und deren Produktpalette beschäftigt habe kenne ich mich dort am besten aus. Die Firma Sinn legt anders als andere Firmen auch sehr bereitwillig offen, was sie mit ihren Uhren so alles anstellt).
Da Deine Seiko 7T34-6A00 scheinbar nicht mehr hergestellt oder zumindest in D nicht mehr vertrieben wird und gebraucht nach einer schnellen Recherche in der Bucht in D für ca. 150,-; in der Bucht von UK und D als Neuwaren-Import aus USA/Kanada zwischen 250,- und 450,- € angepriesen wird tendiert die Diagnose Deines Uhrmachers, wie Du selbst schon schreibst, zu wirtschaftlichem Totalschaden.
Eine kurze Lebensdauer einer Batterie läßt auf einen Kriechstrom schließen. Heißt: Da fließt Strom auf Wegen auf denen er nichts zu suchen hat und entleert damit die Batterie. Ein Kurzschluss light sozusagen. Das kann schon durch Feuchtigkeit oder klein(st)e Wassertropfen verursacht werden, die andernorts auch zu Korrosion führen können. Korrosion verschlechtert die Leitfähigkeit von Metallen aber, also eigentlich das genaue Gegenteil von einem Kriechstrom. Es kann nun aber sein, dass die Batterie gar nicht "leer" ist, sondern daß der Rost nur einfach nach kurzer Zeit nicht mehr ausreichend Strom durchlässt. (Batterien verlieren im Gegenteil zu Akkus ihre Leistung langsam aber kontinuierlich). Das entspräche der Diagnose Deines Uhrenschraubers. Beides ist möglich. Wäre interessant mal die verbliebene Ladung der alten Batterie zu prüfen.... Und drück die Daumen, daß es die Korrosion ist. Ich kenne Leute, die sind auf der Suche nach einem Kriechstrom in ihrem Auto dem Wahnsinn verfallen
Haste schon mal daran gedacht selbst Hand anzulegen?
Zum Öffnen brauchst Du Spezialwerkzeug. Das gibt´s hier: http://www.conrad.de/ce/de/product/8209 ... Detail=005, http://www.uhrenwerkzeug.com/html/gehau ... hp?id=0013, http://www.uhrenwerkzeug.com/html/gehau ... ?id=0013bk. Kenne keines dieser Modelle persönlich, da meine alten Uhren Pressböden haben und für die Neue brauch ichs (noch) nicht, weil noch Garantie drauf ist. Für einen Erfahrungsbericht hierzu wäre ich sehr dankbar, weil ich mir früher später auch eines besorgen will.
Dann würd ich die Uhr erst mal in geöffnetem Zustand 2-3 Tage trocknen lassen. Kannst auch mal mit einem Fön nachhelfen. Auf jeden Fall muß das verbliebene Wasser raus.
Anschließend kannst Du mal versuchen mit Schleifpapier vorsichtig die Kontakte sauber zu schleifen. Je nachdem gut wie man an die Kontakt-Fähnchen ran kommt und wie gut Du mit einem Lötkolben umgehen kannst, kannst Du auch mal schauen ob sich die Fähnchen auslöten und ersetzen lassen. Dann vielleicht noch Dichtungsring erneuern und einfetten. Was willst Du verlieren? Daß Du die Uhr beim Öffnen verkratzt? Das ist sie eh schon. Daß Du was abbrichst oder durchschmorgelst? Ja kann schon sein, daß die Operation mehr oder weniger gelingt, der Patient aber daran stirbt
Liebe Grüße
jgobond
einen Teil Deiner Fragen hast Du ja schon selbst beantwortet:
Ja, bei extremen Themperaturunterschieden kondensiert die natürliche Luftfeuchtigkeit in einer Uhr. Um das zu verhindern verwendet Sinn z.B. gegen Aufpreis ein Verfahren, bei dem die Uhr mit dem Edelgas Argon gefüllt wird um die enthaltende Luft aus der Uhr zu pressen. Ob´s was bringt, bzw man es hierzulande braucht, oder damit sorgenlos in die Sauna gehen kann, weiß ich nicht, denn bei meiner Sinn habe ich darauf verzichtet um den Aufpreis zu sparen. Kondenswasser ist bei extremen Themperaturschwankungen nicht das einzige Problem. Erfahrungen hierzu sind willkommen . (Nein ich bin kein Vertreter der Firma Sinn sorry, daß ich in meinen Beispielen immer diesen Hersteller bemühe, aber da ich erst kürzlich eine Sinn erstanden und mich vorab etwas näher mit dieser Firma und deren Produktpalette beschäftigt habe kenne ich mich dort am besten aus. Die Firma Sinn legt anders als andere Firmen auch sehr bereitwillig offen, was sie mit ihren Uhren so alles anstellt).
Da Deine Seiko 7T34-6A00 scheinbar nicht mehr hergestellt oder zumindest in D nicht mehr vertrieben wird und gebraucht nach einer schnellen Recherche in der Bucht in D für ca. 150,-; in der Bucht von UK und D als Neuwaren-Import aus USA/Kanada zwischen 250,- und 450,- € angepriesen wird tendiert die Diagnose Deines Uhrmachers, wie Du selbst schon schreibst, zu wirtschaftlichem Totalschaden.
Eine kurze Lebensdauer einer Batterie läßt auf einen Kriechstrom schließen. Heißt: Da fließt Strom auf Wegen auf denen er nichts zu suchen hat und entleert damit die Batterie. Ein Kurzschluss light sozusagen. Das kann schon durch Feuchtigkeit oder klein(st)e Wassertropfen verursacht werden, die andernorts auch zu Korrosion führen können. Korrosion verschlechtert die Leitfähigkeit von Metallen aber, also eigentlich das genaue Gegenteil von einem Kriechstrom. Es kann nun aber sein, dass die Batterie gar nicht "leer" ist, sondern daß der Rost nur einfach nach kurzer Zeit nicht mehr ausreichend Strom durchlässt. (Batterien verlieren im Gegenteil zu Akkus ihre Leistung langsam aber kontinuierlich). Das entspräche der Diagnose Deines Uhrenschraubers. Beides ist möglich. Wäre interessant mal die verbliebene Ladung der alten Batterie zu prüfen.... Und drück die Daumen, daß es die Korrosion ist. Ich kenne Leute, die sind auf der Suche nach einem Kriechstrom in ihrem Auto dem Wahnsinn verfallen
Haste schon mal daran gedacht selbst Hand anzulegen?
Zum Öffnen brauchst Du Spezialwerkzeug. Das gibt´s hier: http://www.conrad.de/ce/de/product/8209 ... Detail=005, http://www.uhrenwerkzeug.com/html/gehau ... hp?id=0013, http://www.uhrenwerkzeug.com/html/gehau ... ?id=0013bk. Kenne keines dieser Modelle persönlich, da meine alten Uhren Pressböden haben und für die Neue brauch ichs (noch) nicht, weil noch Garantie drauf ist. Für einen Erfahrungsbericht hierzu wäre ich sehr dankbar, weil ich mir früher später auch eines besorgen will.
Dann würd ich die Uhr erst mal in geöffnetem Zustand 2-3 Tage trocknen lassen. Kannst auch mal mit einem Fön nachhelfen. Auf jeden Fall muß das verbliebene Wasser raus.
Anschließend kannst Du mal versuchen mit Schleifpapier vorsichtig die Kontakte sauber zu schleifen. Je nachdem gut wie man an die Kontakt-Fähnchen ran kommt und wie gut Du mit einem Lötkolben umgehen kannst, kannst Du auch mal schauen ob sich die Fähnchen auslöten und ersetzen lassen. Dann vielleicht noch Dichtungsring erneuern und einfetten. Was willst Du verlieren? Daß Du die Uhr beim Öffnen verkratzt? Das ist sie eh schon. Daß Du was abbrichst oder durchschmorgelst? Ja kann schon sein, daß die Operation mehr oder weniger gelingt, der Patient aber daran stirbt
Liebe Grüße
jgobond
Re: Kontakte oxidiert?
Hallo jgobond.
Zuerst einmal vielen herzlichen Dank für deine Mühe und die ausführliche Analyse meines Seiko-Problems. Ich habe mit großem Interesse deine Gedanken gelesen.
Ich hatte auch schon mal daran gedacht, die Uhr zu öffnen bzw. öffnen zu lassen und selbst mal hineinzuschauen, was ich erkennen kann. Ich wollte aber zunächst mal abwarten, was ich für Infos bekommen kann, unter anderem auch hier im Forum.
Nun habe ich vor, die Uhr öffnen zu lassen bzw. werde mir das Tool von Conrad zulegen und sie selber öffnen. Mal sehen, was ich sehe... Entsprechende Bilder werde ich hier einstellen. Vielleicht kann ich die Kontakte ja reinigen. Löten kann ich zwar, aber ich hab vermutlich keine so kleine Spitze. Aber das ließe sich organisieren.
Leider – säufz - liegt der Patient zumindest im Koma. Wenn ich nichts tue, bleibt er im Koma und ich habe nichts mehr von meiner Seiko außer sie ab und zu mal in die Hand zu nehmen und mich an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern. Versuche ich es, kann ich unter Umständen gewinnen
In Bezug auf Probieren bin ich ziemlich schmerzfrei. Verlieren kann ich nichts mehr - nur gewinnen.
Viele liebe Grüße
Oxygen
Zuerst einmal vielen herzlichen Dank für deine Mühe und die ausführliche Analyse meines Seiko-Problems. Ich habe mit großem Interesse deine Gedanken gelesen.
Ich hatte auch schon mal daran gedacht, die Uhr zu öffnen bzw. öffnen zu lassen und selbst mal hineinzuschauen, was ich erkennen kann. Ich wollte aber zunächst mal abwarten, was ich für Infos bekommen kann, unter anderem auch hier im Forum.
Nun habe ich vor, die Uhr öffnen zu lassen bzw. werde mir das Tool von Conrad zulegen und sie selber öffnen. Mal sehen, was ich sehe... Entsprechende Bilder werde ich hier einstellen. Vielleicht kann ich die Kontakte ja reinigen. Löten kann ich zwar, aber ich hab vermutlich keine so kleine Spitze. Aber das ließe sich organisieren.
Leider – säufz - liegt der Patient zumindest im Koma. Wenn ich nichts tue, bleibt er im Koma und ich habe nichts mehr von meiner Seiko außer sie ab und zu mal in die Hand zu nehmen und mich an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern. Versuche ich es, kann ich unter Umständen gewinnen
In Bezug auf Probieren bin ich ziemlich schmerzfrei. Verlieren kann ich nichts mehr - nur gewinnen.
Viele liebe Grüße
Oxygen
Re: Kontakte oxidiert?
So, nun hab ich die Uhr öffnen lassen. Die Verkäuferin im Uhrenladen hat zwar etwas merkwürdig geschaut, aber sie hat mir die Uhr dann geöffnet. Zu Hause angekommen, öffnete ich den Deckel. Danach entfernte ich sorgsam mit einer Pinzette die Batterie. Darunter lagen 2 Kontakte, bestehend aus 2 Metallzungen (sieht aus wie Messing), die an ihrem Ende jeweils eine Verdickung hatten (etwa wie eine Halbkugel). Am Rand waren sie mit einem Stück braunen Kunststoff zur Batterie hin abgedeckt. Oxidation konnte ich auf diesen Metallzungen keine erkennen. Trotzdem kratzte ich mit der Pinzette über die Verdickungen an den Enden. Nach dem anschließenden Zusammenbau lief immerhin der große Sekundenzeiger der Stoppuhr, mehr aber auch nicht.
Ich lass die Uhr nun mal ein paar Tage offen, damit eventuelle Feuchtigkeit entweichen kann. Dann schaue ich mal, ob sie noch Lust hat, ihren Job zu tun. Wie jgobond bereits geschrieben hat, könnte der Strom durch eine Oxydation an irgend einer Stelle nicht fließen. Dabei muss es sich um eine Stelle handeln, die nicht einsehbar ist. Dann müsste aber noch Strom in der Batterie sein. Das kann ich aber leider mangels Technik nicht messen.
Es kann aber auch ein Strom sein, der außerhalb seines vorgesehenen Weges fließt. Liegt es an noch vorhandener Feuchtigkeit, könnte sich das Problem erledigen, wenn die Uhr eine zeitlang offen zum Trocknen lag. Möglicherweise ist es ein Kriechstrom, weil die Batterie zu schnell leer ist. Andererseits könnte es sein, dass nach 2 Monaten Betrieb die Spannung nicht mehr hoch genug ist, eine vorhandene Oxydationsstelle zu überwinden.
Bis die Tage
Oxygen
Ich lass die Uhr nun mal ein paar Tage offen, damit eventuelle Feuchtigkeit entweichen kann. Dann schaue ich mal, ob sie noch Lust hat, ihren Job zu tun. Wie jgobond bereits geschrieben hat, könnte der Strom durch eine Oxydation an irgend einer Stelle nicht fließen. Dabei muss es sich um eine Stelle handeln, die nicht einsehbar ist. Dann müsste aber noch Strom in der Batterie sein. Das kann ich aber leider mangels Technik nicht messen.
Es kann aber auch ein Strom sein, der außerhalb seines vorgesehenen Weges fließt. Liegt es an noch vorhandener Feuchtigkeit, könnte sich das Problem erledigen, wenn die Uhr eine zeitlang offen zum Trocknen lag. Möglicherweise ist es ein Kriechstrom, weil die Batterie zu schnell leer ist. Andererseits könnte es sein, dass nach 2 Monaten Betrieb die Spannung nicht mehr hoch genug ist, eine vorhandene Oxydationsstelle zu überwinden.
Bis die Tage
Oxygen
- Dateianhänge
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- nach entfernter Batterie
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-
- Batterie noch drin
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