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(L)anco Lectric - Einweguhr?
Verfasst: 12.12.2019, 17:26
von mondindianer
Hallo zusammen,
ich bin neu hier (obwohl ich schon lange mitlese). Eines meiner Hobbies sind frühe elektrische Uhren (Vor-Quarz-Zeit). Jetzt bin ich neulich auf diese (L)anco Lectric gestoßen - oder auch Anco Lectric (beide Marken gibt es, über dieses Uhrenmodell habe ich aber bisher nichts herausgefunden).
- Lanco Lectric ohne Funktion
- lanco lectric.jpg (138.6 KiB) 3115 mal betrachtet
Das gute Stück hat schon viel mitgemacht, wie es scheint: Minuten- und Sekundenzeiger liegen lose unterm Glas, sie geht nicht. Die Vorderseite sieht wenig benutzt aus - Gehäuse und Glas sind in Topform. Die Rückseite zeugt von VIELEN vergeblichen Versuchen, den Boden zu öffnen. Sieht wirklich traurig aus.
Bevor ich nun also auch meine Spuren dort eingraviere, frage ich mal nach. Hat jemand eine Idee, wie die Uhr zu öffnen ist? Die alten Hg-Batterien hatten eine Lebensdauer von ca. 12 Monaten, dann stand ein Wechsel an. Also müssen diese Uhren doch auch irgendwie aufgehen...
Zum Schrauben ist nichts zu sehen, gepresst scheint der Boden nicht zu sein (die Bearbeitungsspuren sprechen Bände!), das Kunststoffglas kann ich auch nicht abheben wie bei den Laco Electric, das Gehäuse scheint nicht zweiteilig zu sein, ein Batteriefach ist nicht zu sehen. Was bleibt da noch? Vielleicht doch eine Einweguhr?
Bin dankbar für jeden sachdienlichen Hinweis...
Gruß
Fritz
Re: (L)anco Lectric - Einweguhr?
Verfasst: 12.12.2019, 21:01
von JLC
Hallo Fritz,
wenn das tatsächlich ein Mono-Gehäuse ist, dann geht die entnahme des Werkes nur von Oben.
Also, Glas runter, welches evtl von der Lünette gehalten wird, Abreißkrone, und Werk entnehmen.
Sieht man hinten am Boden, oder am Rand keine Einkehrbung ?
Re: (L)anco Lectric - Einweguhr?
Verfasst: 12.12.2019, 22:57
von mondindianer
Hallo Bernd,
sehe ich genauso. Aber hinten ist nix zum einhaken. Und das Stahlgehäuse ist zu gut erhalten, als dass ich da mit dem Messer eine möglicherweise gar nicht vorhandene Lünette abhebeln möchte.
Aber ich werde wohl etwas robuster rangehen müssen, sonst wird das nie was.
Morgen mehr dazu.
Gruß
Fritz
Re: (L)anco Lectric - Einweguhr?
Verfasst: 13.12.2019, 12:51
von mondindianer
JLC hat geschrieben: ↑12.12.2019, 21:01
Hallo Fritz,
wenn das tatsächlich ein Mono-Gehäuse ist, dann geht die entnahme des Werkes nur von Oben.
Also, Glas runter, welches evtl von der Lünette gehalten wird, Abreißkrone, und Werk entnehmen.
Sieht man hinten am Boden, oder am Rand keine Einkehrbung ?
Hallo Bernd,
nachdem du mich so ermutigt hast, habe ich mir ein Herz genommen und mit dem Glas angefangen. Und tatsächlich - es ließ sich lösen. Allerdings bin ich noch nie mit solcher Kraft (oder Gewalt?) bei Uhren vorgegangen. Ich kam mir eher wie ein Schmied vor als wie ein Uhrmacher(lehrling). Aber das Kunststoffglas ging ab. Die Krone ließ sich nicht abziehen (auch nicht als Schmied), also habe ich das Zifferblatt abgenommen. Die Befestigungen sind bei der 9 und bei der - 3! Eine habe ich also gelöst, an der Kronenseite habe ich das Blatt mit zwei Plastikkarten abgezogen. Die Stellwelle hat tasächlich keine Abreißstelle, von der Zifferblattseite kommt man da nicht ran. Also habe ich die Krone abgeschraubt und - schwupps - fiel das Werk heraus. Es kommt allerdings inkognito daher - also komplett ohne jede Beschriftung. Und ohne Batterie (was wohl ein Glück ist).
Aber die Mühe hat sich gelohnt: es ist ein Lip R148, die zweite Version eines elektomechanischen Uhrwerks von Lipmann aus den frühen 60er Jahren. Hier neben dem R184, der Datumsversion:
- Lip R184 mit Datum und das gefundene R148 ohne
- R184 und R148.jpg (108.88 KiB) 3102 mal betrachtet
Batterie rein - und läuft! Je nach Kronenstellung treten allerdings Aussetzer auf, die möglicherweise von der ruppigen Behandlung der Krone als Abreißkrone herrühren. Saubermachen muss ich das Werk ohnehin.
Aber nochmal zum Gehäuse: hier die Rückseite mit den 'Bearbeitungsspuren':
- Gehäuse mit Öffnungspuren
- Gehäuse.jpg (92.7 KiB) 3102 mal betrachtet
Bei der Stellwelle kann es kein Mono-Gehäuse sein! Also habe ich es an den Anstößen aufgelegt und mit einem Rundstab den Boden herausgeschlagen (einmal Schmied - immer Schmied):
- Der Boden ist ab!
- Gehäuse zerlegt.jpg (103.35 KiB) 3102 mal betrachtet
Die Pfeile zeigen auf die Stelle, an der der Vorbesitzer herumgeackert hat. Unter der Lupe kann man tatsächlich so etwas wie eine Kerbe zum Öffnen sehen. Hat aber nicht funktioniert. Das ganze Gehäuse erscheint mir insgesamt recht einfach gehalten, grob und klobig, überall scharfe Kanten und spitze Ecken. Das ist sicher keines der Meisterstücke von Lanco, auch die abgefallenen Zeiger sprechen ja für sich. Das R148 hat etwas Besseres verdient, mal sehen was sich so findet.
Jedenfalls habe ich dazugelernt: auch bei der Uhrmacherei reicht es nicht immer aus, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen.
Schönes Wochenende!
Fritz
Re: (L)anco Lectric - Einweguhr?
Verfasst: 13.12.2019, 22:20
von JLC
Hallo Fritz,
schön das es geklappt hat.
Manchmal muss man Mut haben, aber so ein Gehäuse ist mir auch nicht unter gekommen.
Das Werk ist gut, und das sieht man nicht all zu oft.
Alles sauber machen und vorsichtig zusammen bauen.
Danke fürs Zeigen, und mein Respekt.