Seite 1 von 1

Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 20.02.2016, 16:50
von swt01
Hallo zusammen,

ich habe zwei Fragen an die Uhrenexperten hier:

1. Ich würde gern wissen, ob ihr folgende Behauptung eines Uhrmachers bei uns in der Stadt bestätigen könnt:

Bis, ich glaube, es waren, 300 Euro, so sagte er, unterscheiden sich Herrenuhren mit Batterie vom Uhrwerk her qualitativ nicht voneinander, es seien alles dieselben oder ähnliche Uhrwerke aus Fernost, die in dieser Preislage verbaut seien, unabhängig ob Markenuhr, Schweizer Uhr etc. oder nicht oder von Hersteller oder Modell.

Da ich eine neue alltagstaugliche Uhr fürs Büro und Freizeit ( Glas halbwegs kratzfest, nicht wasserdicht) bis 2-300 Euro mit Sekundenzeiger ohne Datumsanzeige kaufen möchte, würde mich interessieren, ob ich in dieser Preislage tatsächlich rein nach dem Design gehen kann, falls die Uhrwerke in dieser Preislage mehr oder weniger gleiche Qualität haben.

Oder wo sind eurer Meinung nach Preisschwellen? Wie ist es etwa mit einer Uhr für 40 Euro aus dem Warenhaus? Meine Vermutung wäre, dass ich 100 Euro schon anlegen sollte. Kann aber auch sein, dass es mit auch einer extrem günstigen Uhr wie mit Herrensocken ist: Auch die anthrazit-farbenen Socken aus dem Drogeriemarkt halten sehr lange, am Ende kommen sie vielleicht sogar aus demselben Werk in China wie etwa die teuren der Marke aus Metzingen etc.

Eine Sache noch: Da ich für nichts in meinem Alltag eine jederzeit auf die Sekunde exakte Zeit brauche, ist es für mich ok, wenn eine Uhr alle halben Jahre etwa um eine Minute vor- oder nachgeht, jede Woche möchte ich meine Uhr natürlich nicht nachstellen.

2. Weiterhin würde mich interessieren, ob ich an Nutzseigenschaften für den Alltag (etwa stoßfester, geht genauer etc.) etwas gewinne, wenn ich etwa 500 - 1000 Euro für eine Herrenarmbanduhr ausgebe. Meine Vermutung als jemand, der sich nie länger mit Uhren beschäftigt hat - deswegen poste ich ja hier meine Fragen - ist, dass es bei teureren Uhren vor allem darum geht, dass natürlich eine solche Uhr von der Mechanik etc. eine tolle Sache ist, aber eher für Menschen, die Uhren an sich schätzen, dass aber solche teurere Uhren keinen höheren Nutzwert haben, im Unterschied etwa zu anderen Dingen, bei denen ich für mehr Geld tatsächlich mehr Nutzwert bekomme:

Ein bügelfreies Business Hemd einer teuren Marke muss ich meiner Erfahrung nach i.d.R. tatsächlich gar nicht bügeln, ein günstiges bügelfreies muss ich nach dem Waschen immer noch bügeln, die Nähte sind besser etc.. Oder falls man hier von Nutzwert sprechen will: Ein teureres Musikinstrument klingt im allgemeinen deutlich besser als ein günstigeres, man hat z.B. bei klassischen Gitarren einen besseren Klang, den jeder wahrnehmen kann, nicht nur die, die z. B. wissen, dass bessere Hölzer verbaut worden sind oder die Verarbeitung präziser ist, wenn das Instrument teurer ist.

Grüße

Uwe

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 20.02.2016, 17:12
von AutomaTicTac
Hallo swt01

1.) Zu ersten Frage kann ich leider nicht viel beitragen.
Aus Erfahrung in anderen Bereichen ist es aber so, dass man technische Dinge nicht pauschal über einen Nenner brechen kann.
Es gibt ja durchaus Quarzwerke die einstellbar sind.

2.) Zur 2. Frage folgende Antwort.
Das hängt hier eindeutig auch vom Modell ab. Beispiel: Saphirgläser die unglaubliches aushalten.
Ich hatte eine Uhr mit besagtem Glas, die sogar glühende Eisenspäne beim Flexen abbekommen hat (Falsche Uhr zur Arbeit mitgenommen).
Keine eingebrannten Rückstände. Beim Umzug an der Mauer entlang gescheuert - Mauerputz abgefallen - Uhrglas in Ordnung!
Oder bei Rado die neuen High Tech Ceramic Armbänder. Absolut kratzfeste Oberfläche - auch noch nach Jahren.

Wann immer sich also ein höherer Preis beim verwendeten Material wieder spiegelt, kann man auch von einem erhöhten Nutzfaktor sprechen/ausgehen.

Also kurz gesagt bin ich der Meinung, dass die höheren Preise, zumindest bei einem Teil der Hersteller, durchaus gerechtfertigt sein können.

Gruß
AutomaTicTac

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 20.02.2016, 17:21
von swt01
Hallo AutomaTicTac,

danke, das mit dem Saphirglas klingt interessant für mich. Ich hatte vor einiger Zeit einmal beim Gehen die Arme so stark geschwungen, dass ich mir an der Klinke einer offenen Türe das Uhrglas kaputt gemacht habe. Da glaube ich dabei auch noch ein Zeiger beschädigt wurde, war die Reparatur ziemlich teuer, zumindest für eine günstige Uhr. Wenn ich so etwas mit Saphirglas vermeiden klang, ist das was für mich.

Grüße

Uwe

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 20.02.2016, 18:47
von JLC
Hallo Uwe,
es gibt durchaus preiswerte Uhren mit Qaurzwerken, die qualitativ gar nicht so übel sind. Aber im Großen und Ganzen hat der Uhrmacher Recht. Wer billig kauft, der kauft 2 mal.
Wenn du aber selbst mal überlegst, was Gehäuse, Band, Glas, Zeiger, Zifferbaltt u.s.w. kosten, dann sind zu 99% die günstigeren Uhren auch nicht das Gelbe vom Ei.
Gib ruhig ein bißchen mehr aus, aber dafür bekommst was Ordentliches.

Nutzung. Eine Uhr zeigt die Zeit an. Die Frage ist nur, wie die Uhr das kann. Welche Mittel werden verwendet ?
Ist ähnlich wie mit einem Auto. Egal ob teuer oder billig, beide Fahrzeuge bringen mich ans Ziel, nur wie..... :?:

Saphierglas ist schon klasse. Kratzer haben keine Chance, aber es kann brechen. Plexiglas kann poliert werden, zieht aber Kratzer förmlich an.

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 20.02.2016, 22:43
von swt01
Hallo JLC,

danke für Deine Antwort, aber leider hast Du meine Fragen nicht genau gelesen. Der Uhrmacher hat nicht (auch nicht sinngemäß) gesagt, dass man mit billigen Uhren schlecht fährt, sondern dass man bis um die 300 Euro bei Quartzuhren immer gleichwertige Uhrwerke bekommt.

Außerdem beantwortest Du mir leider nicht das Entscheidende an meiner Frage, nämlich ob der Uhrmacher recht hat mit dem, was er gesagt hat: Falls er recht hat, wäre es vom Uhrwerk her egal, ob ich für die Uhr 70 oder 250 Euro ausgebe, solange sie mir vom Design gefällt, also gerade das Gegenteil von dem, was Du schreibst: "Gib ruhig ein bißchen mehr aus, aber dafür bekommst was Ordentliches."

Ich bin auch nicht überzeugt, dass eine Quartzuhr vom Material her sehr teuer sein muss: In einer Quartzuhr fließen keine großen Ströme, es wirken keine großen Kräfte in der Uhr, es erhitzt sich nichts stark, alles arbeitet im Trockenen ohne Einwirkung von Säuren oder Basen etc., es gibt wenig bewegliche Teile, die Uhr muss nur Stöße halbwegs gut abkönnen.

Wenn Du Dir etwa diese Seite http://www.chinaimportal.com/blog/impor ... from-china anschaust, spricht vieles dafür, dass übliche Quartz-Armbanduhren zu einem guten Teil aus mehr oder weniger einheitlichen Elementen, die es in jeweils wenigen Qualitätsvarianten gibt (der Autor dort nennt etwa drei Qualitäten für Uhrwerke: von Ronda, von Miyota, no name, und ihr Importeurspreis unterscheidet sich nur um jeweils 5-6 Dollar) zusammengebaut werden. Sehr interessant, dass z.B. laut dieser Quelle ein rostfreies Stahlgehäuse mit einem schon besserem Uhrwerk der Schweizer Firma Ronda für einen Importpreis von $19 – $24 (natürlich nicht der Endverbraucherpreis, sondern der für den Importeur) zu haben ist. Und warum sollen Chinesen keine brauchbaren Uhren bauen können, wo doch die meisten Smartphones, auch die von Apple, in China gebaut werden, ebenso wie z.b. die hochwertigen lenovo business laptops, die auch mechanisch bei normalen Belastungen (runterfallen oder anstoßen) ziemlich unverwüstlich sind.

Dass günstige Uhren nicht lange halten würden, wie Du andeutest, widerspricht meiner eigenen Erfahrung: Meine letzte Uhr für damals um die 150 DM hält jetzt seit ca. 17 Jahren, geht für meine Zwecke korrekt, Batteriewechsel in den immer gleichen Abständen. Und ein Teil des Preises ging dabei sicherlich dafür drauf, dass sie aus der Kollektion eines Modedesigners war, nicht für die technische Qualität.

Na ja, vielleicht bekomme ich mit etwas Geduld hier im Forum doch noch eine brauchbare Antwort. Vermutlich hilft mir auch besagte Seite des Chinaportals weiter, die ich noch nicht gefunden hatte, als ich meine Frage geposted habe.

Grüße

Thomas

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 21.02.2016, 07:50
von Arno
Hallo Thomas oder Uwe (?),

pauschal hat der Uhrmacher eine weitestgehend richtige Aussage getroffen.

Beim Kauf einer Quartzuhr in diesem Preissegment würde ich mich auch an die Reihenfolge halten (Eta, Ronda, Miyota)

Solltest du beim Kauf keine Angabe finden, welcher Zulieferer das Werk gebaut hat, würde ich die Finger von der Uhr lassen.

Die Aussage des Uhrmachers ist wirklich sehr, sehr pauschal.


Gruß
Arno :wave:

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 21.02.2016, 09:31
von JLC
@swt01:
Wie soll ich dich nur ansprechen ? Thomas oder Uwe ?

Mit Arno liege ich auf einer Wellenlänge. Die Aussage des Uhrmachers ist pauschal.
ABER, wenn dort keine Angaben zum Werk gemacht werden, dann aus einem guten Grund; das Werk ist nicht gut.

1.Ist gibt solche Werke...
Bild

2. Diese...
Bild

3. Bessere...
Bild

Bild

4. Und richtig Gute...
Bild

Suchst Du Uhren im schwachen Preisbereich, dann hast Du meisten 1.-Werke verbaut.
Diese Werke laufen auch, mit Glück, 10 Jahre und länger.

Wenn Dir das reicht, meinen Segen hast Du.
Ich lege, auch bei Quartzwerken, einen großen Wert auf Qualität, und die kostet. :wink:

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 21.02.2016, 10:34
von JLC
Und zu den mech. Uhrwerken.....

1. Diese Art....China einfach
Bild

2. Schweiz....aus den 60er
Bild

Stiftankerwerk
Bild

3. Ca. die 70er
Bild

Bild

4. Noch besser.
Bild

5. Noch Schritt weiter.
Bild

6. Die 80er
Bild

7. Die 90er
Bild

8. Richtig gut.
Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 21.02.2016, 16:55
von jgobond
Guude,
interessant fände ich zu wissen, wo besagter Uhrmacher die preisliche Untergrenze bei seiner Aussage ansetzt. Denn ich habe schon so meine Zweifel, das Werk in einer 15,-Aldi-Zwiebel mit dem in einer Tissot, Citizen oder Seiko gleich zu setzen.
Ein nicht seltenes Problem in Billigwerken sind die Halterungen für die Batterie, die nach ein paar Wechseln gerne ausleiern und zu ersten Wackelkontakten führen. Dann hilft noch 1-2 maliges Nachbiegen der Metallfähnchen und dann kommt es irgendwo zum Bruch.

Im Segment 150-300,- sehe ich es aber auch so, dass sich die Werke da nicht viel schenken. Aber eine Uhr besteht ja nicht nur aus dem Werk sondern auch aus dem Drumherum, bei dem es deutliche Unterschiede gibt. So habe ich schon abgefallene Ziffern und Totalisatoren Ringe sowie abgeplatzte Gehäusebeschichtungen erlebt. In der Praxis gibt es Menschen, deren Billigheimer auch noch nach 5 Jahren wie neu aussehen während so manch teure Uhr da schon ganz schön abgerockt daher kommt.

Und so verhält es sich auch mit der Wahl der Glassorte.
Plexiglas ist weich und elastisch und damit schlagfest aber sehr kratzeranfällig. Leichte Kratzer kann man zwar mit Tuch und einer speziellen, preisgünstigen Paste rauspolieren, was auf Dauer aber doch recht nervig ist. Bei tieferen Kratzern hilft da aber auch nur ein Glaswechsel.
Saphirglas ist hart und spröde und damit kratzfest (im wahrsten Sinn des Wortes und nicht wie bei so manchen Mineralglasuhren in der Werbung angepriesen). In der Praxis heißt das, wenn man es schafft, durch einen Stoß das Mineralglas zu zerstören, dürfte Saphirglas das auch nicht ausgehalten haben, da Mineralglas mit seinen Eigenschaften genau zwischen den anderen beiden Sorten liegt.
Was die Schlagfestigkeit von Saphir in der Praxis bedeutet: Saphirglas findet häufig in Uhren mit höherer Wasserdichtigkeit Verwendung und sind damit dann auch dicker und somit schlagfester als Glas. Heißt je mehr bar auf der Uhr angegeben sind je schlagfester auch das (Saphir-) Glas.

Worauf ich im unteren Preissegment noch achten würde, ist ein Gehäuse aus Edelstahl. Das kann zwar auch Kratzer und Dellen bekommen, die fallen aber nicht so auf wie abgeplatzte Beschichtungen.
LG
Manfred

Re: Uhrwerke in Armbanduhren bis ca. 300 Euro etc.

Verfasst: 21.02.2016, 22:56
von jgobond
swt01 hat geschrieben:Weiterhin würde mich interessieren, ob ich an Nutzseigenschaften für den Alltag (etwa stoßfester, geht genauer etc.) etwas gewinne, wenn ich etwa 500 - 1000 Euro für eine Herrenarmbanduhr ausgebe.
Das kommt auf die Uhr und Deine Erwartungen an.
Bei einer Citizen Skyhawk oder gar Satellite Wave GPS sicher nicht, da hier der Aufpreis auf die verbauten Features zurück zu führen ist, deren Aalltagsnutzen ich für äußerst fraglich halte. Allgemein haben Quarzuhren ja auch das Problem, dass sie prinzipiell als Wegwerfprodukte konzipiert sind. Das bedeutet, dass es wirtschaftlich nicht viel Sinn macht, sich eine Quarzuhr für mehr als 200-300,- anzuschaffen.
Wenn Du aber mal folgende mechanische Uhren nacheinander in die Hand nimmst:
• Citizen NY0040-09EE
• Seiko SNZZH55
• Tissot Seastar
• Longines Hydroconquest
• Sinn 104
dann wirst Du den Unterschied bereits auf den ersten Blick sehen und auch ertasten können. Mit den Drehlünetten besitzen diese Uhren Funktionen, die im Alltag auch wirklich nützlich und nicht nur Spielzeug sind.
Mechanische Uhren und "stoßfest" ist sicher bereits ein Widerspruch per Definition (auch wenn damit durchaus fleißig geworben wird), Saphirglas und Sekundenstop gibts erst ab der Tissot. Die Keramiklünette hier ist auch was feines und sicher in Deinem Sinn. Die Ganggenauigkeit ist bei den Eta-Werken sicher auch besser als bei den günstigeren Asiaten, wird aber wohl erst bei Rolex und Omega richtig gut. Eine Wochentagsanzeige bei einer Sinn ist auch was im Alltag nützliches. Außerdem sind die Uhren von Sinn in Bezug auf Ablesbarkeit unübertroffen, gefolgt von beispielsweise Guinand und Fortis.
LG
Manfred