Beratung: Die wasserdichte Uhr- oder "wie dicht ist dic
Verfasst: 03.08.2009, 17:44
Aus aktuellem Anlass (Sommerloch:D) und den vielen Anfragen in diesem und anderen Foren zum Thema "wasserdichte Uhr" habe ich auf meiner Seite einen neuen Kurzartikel geschrieben, der sich mit dieser Thematik befasst und den ich hiermit diesem Forum zur Verfügung stelle.
Der Artikel soll eine Zusammenfassung der Eigenschaften einer wasserdichten Gehäusekonstruktion sein und auch die Besonderheiten aufzeigen, die sich bei der Konstruktion einer solchen Uhr ergeben.
Die entsprechenden Links und Verweise finden sich im Originaltext.
(Quelle und Originaltext)
Die wasserdichte Uhr- oder „wie dicht ist dicht?“
Gerade in der Urlaubszeit ein „brandaktuelles“ Thema- will man doch auf seine „geliebte“ Armbanduhr auch beim Baden nicht verzichten.
Da ich selbst „besonders“ wasserdichte Gehäuse für Uhren entwickle, ist das eine Thematik, die mich auch persönlich sehr interessiert und nahezu täglich beschäftigt.
Die Entwicklung eines wasserdichten Gehäuses für Armbanduhren begann in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts.
Vor allem die Anforderungen des Militärs beschleunigten diese Entwicklungen, die in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts vor allem in den immer stärker aufkommenden Tauchsport einflossen.
So wurden die vielfältigsten Systeme zum Schutz des wertvollen Uhrwerks entwickelt, von denen sich jedoch nur sehr wenige durchsetzen konnten.
Die wohl größte Schwierigkeit bei der Abdichtung des Gehäuses bestand darin, die zwangsläufig bewegliche Krone und deren Tubus abzudichten.
Daher wurde mit einer Vielzahl von Lösungen experimentiert, wie Überwurfmuttern, Doppel(Über)gehäuse (Omega), Presskronen (Panerai), verschraubte Kronen (Rolex) und vielem mehr.
Als einfachste- und zugleich alltagstauglichste davon hat sich die verschraubte Krone durchgesetzt und ist deshalb heute in vielen Uhrenmodellen verbaut.
Aber auch hier gibt es unterschiedlichste Konstruktionen, deren aufwändigste wohl die sog. Triploc-Krone von Rolex ist (deren Prinzip allerdings auch von anderen Herstellern verwendet wird).
Dabei befinden sich sowohl im Tubus, im Kronenkopf und auf der Aussenseite des Gewindes O-Ringe, die in Summe einen nahezu optimalen Schutz darstellen.
Einfachere Ausführungen verzichten auf den äusseren O-Ring.
Defakto ist diese Konstruktion unbeschränkt (wasser)dicht. Einschränkungen hinsichtlich Tauchtiefe ergeben sich nur durch die restliche Gehäusekonstruktion.
Da jedoch ein Gehäuse üblicherweise mehrere Öffnungen hat, also auch für den Boden und das Glas, mussten auch hier Wege gefunden werden, die einen zuverlässigen Schutz versprachen.
Die früher meistens verbauten Springdeckel boten keinen ausreichenden Schutz. Also entschloss man sich, auch hier ein verschraubtes Modell zu verbauen. Idealerweise wird ein Vollgewindeboden verwendet. Modelle, die mit einzelnen Schrauben mit dem Gehäuse verbunden sind, erreichen im Regelfall einen geringeren Schutz, der vor allem durch unterschiedliche Anzugsmomente der Schrauben stark leiden kann.
Das Glas wird auch heute vorwiegend eingepresst. Durch die Materialspannung und der zwischen Gehäuse und Glas befindlichen Dichtung wird hier ein ausreichender Schutz gewährleistet.
Bei manchen Modellen wird das Glas auch eingeklebt, was je nach Ausführung den gleichen, oder sogar höheren Schutz bieten kann, da hier die Glasform frei wählbar ist, also auch konisch in das Gehäuse eingesetzt werden kann, wodurch es erheblich druckstabiler wird.
Für den Großteil der Modelle ist diese Variante aber irrelevant.
Die nächste Herausforderung war die Abdichtung der Drücker bei Chronographen, wo es bis heute erhebliche Schwierigkeiten gibt.
So haben es nur ganz wenige Hersteller bis dato geschafft, auch unter Wasser bedienbare Drücker zu konstruieren.
Konkret gibt es eigentlich nur 2 Hersteller, nämlich Sinn und Omega. Es gab wohl schon vor einigen Jahren auch von anderen Herstellern „Experimente“, die jedoch -in meinen Augen- nicht ganz zu Ende gedacht waren- und deshalb auch bald vom Markt verschwanden.
Üblicherweise wird bei „wasserdichten Drückern“ eine Dichtung im Tubus durch die Drückerfeder „angepresst“, wodurch ein ausreichender Wasserschutz gegeben ist.
Betätigt man jedoch den Drücker, wird das im Drückerkopf oder vor der Dichtung befindliche Wasser direkt und mit vollem Druck gegen die Dichtung gepresst, was unmittelbar ein Übersteigen der Dichtwirkung zur Folge haben kann.
Deshalb ist bei den meisten Taucheruhren eine zusätzliche Sicherung in Form einer Verschraubung angebracht, die zwar die Dichtwirkung nicht erhöht, jedoch eine Betätigung der Drücker zuverlässig verhindert.
Eine sehr aufwändige und bedienerfreundliche Drückerdichtungskonstruktion kommt in den „Master Compressor“-Modellen von Jaeger LeCoultre zum Einsatz. Doch auch diese erlaubt keine Betätigung unter Wasser.
Als Dichtungsmaterial wird vorwiegend Nitrilkautschuk verwendet. Manche Hersteller verwenden auch Viton, das gegenüber Nitrilkautschuk säurestabilder, alterungsbeständiger und gasdichter ist.
Früher wurde auch Kork verwendet (manche Hersteller machen das noch immer), der jedoch wegen seiner geringeren Verformbarkeit (und somit schlechten Anpassung an die Dichtfläche) und der Neigung zum „zerbröseln“ nicht unbedingt das Material der Wahl sein sollte.
Auch Dichtungen aus weichen Metallen (Blei, Kupfer...) wurden schon verwendet, oder kommen noch immer bei Spezialkonstruktionen zum Einsatz.
Allen herkömmlichen Dichtungen haben jedoch ein gemeinsames Problem:
Sie halten nicht ewig.
Durch verschiedenste Umwelteinflüsse und die mechanische Belastung verschleissen die Dichtungen.
Deshalb ist eine jährliche Prüfung der Uhr auf Dichtheit unbedingt zu empfehlen.
Ein „besonderer Störfall“ sei hier an dieser Stelle noch erwähnt:
Es kann durchaus vorkommen, dass eine neu gekaufte (oder kürzlich auf Dichtheit überprüfte) Uhr, trotz bestandenem Drucktest plötzlich beschlägt.
Hier hegt der Laie sofort ernsthafte Zweifel an der Wertigkeit der Marke oder dem Service des Händlers.
Zu Unrecht!
Leider kommt es immer wieder vor, dass bei der Montage der Uhr eine zu hohe Luftfeuchtigkeit geherrscht hat, oder die Uhr bereits längere Zeit beim Händler in der Vitrine oder dem Tresor liegt.
Da herkömmliche Dichtungsmaterialien aber NICHT GASDICHT sind und somit auch die Luftfeuchtigkeit bei längerer Lagerung in das Gehäuse eindringen kann, kommt es mitunter zu dem o.a. Fall, dass eben eine neue Uhr beim ersten Kontakt mit kaltem Wasser beschlägt.
Obwohl das grundsätzlich kein Garantiefall ist, würde ich die Uhr in diesem Fall trotzdem vom Fachhändler/Hersteller öffnen und trocknen lassen.
Im Idealfall wird die Uhr in einer Gasatmosphäre oder bei ganz geringer Luftfeuchtigkeit zusammengebaut, wodurch sich dieser Umstand weitgehend minimieren lässt.
Schon 30% relative Luftfeuchtigkeit genügen, um bei einem Temperaturschock (beispielsweise beim Sprung ins kalte Wasser in ein Sportbecken bei hochsommerlichen Temperaturen) den Wasserdampf in der Uhr kondensieren zu lassen!
Da diese Konstruktionsmerkmale für den Laien eher kaum beurteilbar sind, wurde die Dichtheit von Uhrgehäusen schon bald normiert.
Die entsprechenden Normen sind in der DIN 8310 (für Armbanduhren für den allgemeinen Gebrauch) und der DIN 8306 /ISO 6425 (für Taucheruhren) festgehalten.
Dadurch wurden die Hersteller gezwungen, auf den Uhren Angaben zu machen, wie dicht sie nun sind und für welchen Zweck sie geeignet sind.
Leider kann kein Hersteller die Dichtheit für einen längeren Zeitraum garantieren, weshalb Wasserschäden grundsätzlich von einer Garantieleistung ausgeschlossen sind. Es wäre allerdings ein Armutszeugnis für den Hersteller einer Taucheruhr, wenn er einen Wasserschaden innerhalb der Garantiezeit nicht auf Kulanz beheben würde!
Nachdem wir nun die grundlegenden Eigenschaften einer wasserdichten Uhr kennengelernt haben, können wir uns über deren Nutzung Gedanken machen.
Abgesehen vom Alltag, wo eine Uhr höchstens unter der Dusche oder in der Badewanne länger mit Wasser in Berührung kommt, ist die Dichtheit einer Uhr spätestens beim Schwimmen, noch weitaus mehr beim Tauchen einer hohen Belastung ausgesetzt.
Wenn man die Uhr also für diese Bereiche einsetzen will, sollte man sich schon vor dem Kauf über die Ausstattung der Uhr intensivere Gedanken machen.
Welche Ausstattungsmerkmale MUSS eine Uhr also haben, wenn ich mit ihr intensiven Wassersport betreiben will?
Verschraubte Krone
Dieses Merkmal ist ein absolutes MUSS. Unverschraubte Kronen wurden zwar auch früher sogar in „professionellen Taucheruhren“ eingesetzt, jedoch ist das Risiko, dass die Dichtung versagen kann ungleich höher, als bei Schraubkronen.
Durch den geringen Anpressdruck der Dichtung können sehr leicht Fremdpartikel zwischen Dichtung und Tubus gelangen, wobei praktisch schlagartig die Dichtfähigkeit verloren geht, oder stark beeinträchtigt wird.
Dies kann zwar theoretisch auch bei verschraubten Kronen passieren, jedoch ist durch die Verschraubung der Anpressdruck an die Dichtungen ungleich höher, weshalb auch kleinere Fremdpartikel die Dichtwirkung nicht so sehr beeinträchtigen.
Verschraubter Gehäuseboden
Pressböden bieten praktisch keinerlei Sicherheit gegen das Eindringen von Feuchtigkeit. Hier gilt das gleiche wie bei Schraubkronen
Saphirglas/Mineralglas
Plexiglas scheidet nicht nur wegen seiner hohen Anfälligkeit für Kratzer aus, es ist zu allem Überfluss auch durchlässig für Wasserdampf (nicht Wasser!!).
Jedoch herrscht gerade an Gewässern oder in tropischen Gegenden, mittlerweile dank Klimawandel leider auch bei uns eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Und die diffundiert über Kurz oder Lang durch das Glas, das im Gegensatz zu den ebenfalls wasserdampf- und heliumdurchlässigen Nitrilkautschuk/Vitondichtungen eine weitaus größere „Angriffsfläche“ als die sonstigen Dichtungsmaterialien aufweist. So kann auch eine entsprechende Menge Wasserdampf in die Uhr gelangen und dort kondensieren- was jedem Werk abträglich ist.
Weist eine Uhr diese Merkmale auf, ist es relativ egal, ob als Druckfestigkeit 10 oder 20ATM auf der Uhr angegeben sind.
Für das Schwimmen oder sonstigen Wassersport ist die Uhr jedenfalls geeignet.
Lediglich für das Tauchen (im Besonderen für das technische Tauchen) sind weitere (zusätzlich zu oben) Merkmale unbedingt erforderlich:
(Auszug aus dem Zeiteisen-Kurzartikel: „Die beste Taucheruhr“)
1) gut abzulesen, sowohl über als auch unter Wasser, bei allen Lichtverhältnissen
2) möglichst robust
3) geeignetes Band (Kautschuk mit Dornschließe entsprechender Länge oder Klettband- alles Andere ist ungeeignet).
4) möglichst kratzfest (hochglanzpolierter Stahl sieht nach dem 10. Tauchgang aus, als wäre er mit dem Schmirgelpapier behandelt worden)
5) möglichst dickes Saphirglas, das durch eine überstehende Lünette geschützt wird (man glaubt nicht, wie schnell ein "überstehendes"- vielleicht sogar noch entspiegeltes- Glas zerkratzt werden kann. Wie schnell zu dünnes Glas brechen kann, erlebte ich (bei einem Freund) beim Bergen eines Ankers zwischen mehreren Steinblöcken, der alleine durch den starken Druck mit der Hand auf eine Steinkante das Glas zum Bersten brachte).
6) geprägte/gravierte- und nicht lackierte/gedruckte- Lünettenbeschriftung mit durchgehender Minuterie, Reinigungsmöglichkeit der Lünette- noch besser, eine Vorrichtung, die ein besseres Ablesen der Tauch- oder Dekozeit ermöglicht- oder beider Zeiten.
7) möglichst auf der linken Uhrseite befindliche Krone (ob jetzt bei 8 oder 9 Uhr ist eher egal)- Unempfindlichkeit bei Stößen
entsprechend wasserdicht mit hohen Reserven (ideal ÜBER 300m)
9) in einem Preisrahmen, der sich bei Verlust "verschmerzen" lässt.
10) Heliumventil- um ALLE Eventualitäten abzudecken (grundsätzlich bin ich kein Freund von zusätzlichen Löchern im Gehäuse)
11) ein Uhrwerk, das auch der "Dorfschmied in Malawi" notfalls warten kann und möglichst zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Die Einhaltung von Chronometernormen oder eine endlos lange Gangautonomie sind da eher unwichtige Dinge.
12) Der Hersteller sollte ein möglichst ausgewiesener Spezialist für Taucheruhren sein, da er über eine entsprechende Erfahrung verfügt, die mancher "Nobelmarke", oder auch "Modemarke" fehlt.
13) keine unnötigen Komplikationen (Ausnahme eventuell Chronograph- dann aber mit entsprechend UW-bedienbaren Drückern). Mechanische Tiefenmesser, wie beispielsweise bei IWC Aquatimer, sind ein absolutes NO GO- ermöglichen die notwendigen (schlecht zu reinigenden) Gehäuseöffnungen doch das Eindringen von Schmutz....und das Ablagern von Salzkristallen im Gehäuse, die auf Dauer der besten Dichtung schaden.
14) Bedienbarkeit der Lünette mit dicksten Handschuhen IM WASSER. Innenliegende Lünetten, die per Krone bedient werden, scheiden also aus.
Soviel nun zu wasserdichten Uhrengehäusen, deren Konstruktion und Anwendung.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel dem Einen oder Anderen eine Hilfestellung und interessante Informationen geben konnte.
In diesem Sinne wünsche ich meinen Lesern einen unbeschwerten Aufenthalt im Wasser!
Der Artikel soll eine Zusammenfassung der Eigenschaften einer wasserdichten Gehäusekonstruktion sein und auch die Besonderheiten aufzeigen, die sich bei der Konstruktion einer solchen Uhr ergeben.
Die entsprechenden Links und Verweise finden sich im Originaltext.
(Quelle und Originaltext)
Die wasserdichte Uhr- oder „wie dicht ist dicht?“
Gerade in der Urlaubszeit ein „brandaktuelles“ Thema- will man doch auf seine „geliebte“ Armbanduhr auch beim Baden nicht verzichten.
Da ich selbst „besonders“ wasserdichte Gehäuse für Uhren entwickle, ist das eine Thematik, die mich auch persönlich sehr interessiert und nahezu täglich beschäftigt.
Die Entwicklung eines wasserdichten Gehäuses für Armbanduhren begann in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts.
Vor allem die Anforderungen des Militärs beschleunigten diese Entwicklungen, die in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts vor allem in den immer stärker aufkommenden Tauchsport einflossen.
So wurden die vielfältigsten Systeme zum Schutz des wertvollen Uhrwerks entwickelt, von denen sich jedoch nur sehr wenige durchsetzen konnten.
Die wohl größte Schwierigkeit bei der Abdichtung des Gehäuses bestand darin, die zwangsläufig bewegliche Krone und deren Tubus abzudichten.
Daher wurde mit einer Vielzahl von Lösungen experimentiert, wie Überwurfmuttern, Doppel(Über)gehäuse (Omega), Presskronen (Panerai), verschraubte Kronen (Rolex) und vielem mehr.
Als einfachste- und zugleich alltagstauglichste davon hat sich die verschraubte Krone durchgesetzt und ist deshalb heute in vielen Uhrenmodellen verbaut.
Aber auch hier gibt es unterschiedlichste Konstruktionen, deren aufwändigste wohl die sog. Triploc-Krone von Rolex ist (deren Prinzip allerdings auch von anderen Herstellern verwendet wird).
Dabei befinden sich sowohl im Tubus, im Kronenkopf und auf der Aussenseite des Gewindes O-Ringe, die in Summe einen nahezu optimalen Schutz darstellen.
Einfachere Ausführungen verzichten auf den äusseren O-Ring.
Defakto ist diese Konstruktion unbeschränkt (wasser)dicht. Einschränkungen hinsichtlich Tauchtiefe ergeben sich nur durch die restliche Gehäusekonstruktion.
Da jedoch ein Gehäuse üblicherweise mehrere Öffnungen hat, also auch für den Boden und das Glas, mussten auch hier Wege gefunden werden, die einen zuverlässigen Schutz versprachen.
Die früher meistens verbauten Springdeckel boten keinen ausreichenden Schutz. Also entschloss man sich, auch hier ein verschraubtes Modell zu verbauen. Idealerweise wird ein Vollgewindeboden verwendet. Modelle, die mit einzelnen Schrauben mit dem Gehäuse verbunden sind, erreichen im Regelfall einen geringeren Schutz, der vor allem durch unterschiedliche Anzugsmomente der Schrauben stark leiden kann.
Das Glas wird auch heute vorwiegend eingepresst. Durch die Materialspannung und der zwischen Gehäuse und Glas befindlichen Dichtung wird hier ein ausreichender Schutz gewährleistet.
Bei manchen Modellen wird das Glas auch eingeklebt, was je nach Ausführung den gleichen, oder sogar höheren Schutz bieten kann, da hier die Glasform frei wählbar ist, also auch konisch in das Gehäuse eingesetzt werden kann, wodurch es erheblich druckstabiler wird.
Für den Großteil der Modelle ist diese Variante aber irrelevant.
Die nächste Herausforderung war die Abdichtung der Drücker bei Chronographen, wo es bis heute erhebliche Schwierigkeiten gibt.
So haben es nur ganz wenige Hersteller bis dato geschafft, auch unter Wasser bedienbare Drücker zu konstruieren.
Konkret gibt es eigentlich nur 2 Hersteller, nämlich Sinn und Omega. Es gab wohl schon vor einigen Jahren auch von anderen Herstellern „Experimente“, die jedoch -in meinen Augen- nicht ganz zu Ende gedacht waren- und deshalb auch bald vom Markt verschwanden.
Üblicherweise wird bei „wasserdichten Drückern“ eine Dichtung im Tubus durch die Drückerfeder „angepresst“, wodurch ein ausreichender Wasserschutz gegeben ist.
Betätigt man jedoch den Drücker, wird das im Drückerkopf oder vor der Dichtung befindliche Wasser direkt und mit vollem Druck gegen die Dichtung gepresst, was unmittelbar ein Übersteigen der Dichtwirkung zur Folge haben kann.
Deshalb ist bei den meisten Taucheruhren eine zusätzliche Sicherung in Form einer Verschraubung angebracht, die zwar die Dichtwirkung nicht erhöht, jedoch eine Betätigung der Drücker zuverlässig verhindert.
Eine sehr aufwändige und bedienerfreundliche Drückerdichtungskonstruktion kommt in den „Master Compressor“-Modellen von Jaeger LeCoultre zum Einsatz. Doch auch diese erlaubt keine Betätigung unter Wasser.
Als Dichtungsmaterial wird vorwiegend Nitrilkautschuk verwendet. Manche Hersteller verwenden auch Viton, das gegenüber Nitrilkautschuk säurestabilder, alterungsbeständiger und gasdichter ist.
Früher wurde auch Kork verwendet (manche Hersteller machen das noch immer), der jedoch wegen seiner geringeren Verformbarkeit (und somit schlechten Anpassung an die Dichtfläche) und der Neigung zum „zerbröseln“ nicht unbedingt das Material der Wahl sein sollte.
Auch Dichtungen aus weichen Metallen (Blei, Kupfer...) wurden schon verwendet, oder kommen noch immer bei Spezialkonstruktionen zum Einsatz.
Allen herkömmlichen Dichtungen haben jedoch ein gemeinsames Problem:
Sie halten nicht ewig.
Durch verschiedenste Umwelteinflüsse und die mechanische Belastung verschleissen die Dichtungen.
Deshalb ist eine jährliche Prüfung der Uhr auf Dichtheit unbedingt zu empfehlen.
Ein „besonderer Störfall“ sei hier an dieser Stelle noch erwähnt:
Es kann durchaus vorkommen, dass eine neu gekaufte (oder kürzlich auf Dichtheit überprüfte) Uhr, trotz bestandenem Drucktest plötzlich beschlägt.
Hier hegt der Laie sofort ernsthafte Zweifel an der Wertigkeit der Marke oder dem Service des Händlers.
Zu Unrecht!
Leider kommt es immer wieder vor, dass bei der Montage der Uhr eine zu hohe Luftfeuchtigkeit geherrscht hat, oder die Uhr bereits längere Zeit beim Händler in der Vitrine oder dem Tresor liegt.
Da herkömmliche Dichtungsmaterialien aber NICHT GASDICHT sind und somit auch die Luftfeuchtigkeit bei längerer Lagerung in das Gehäuse eindringen kann, kommt es mitunter zu dem o.a. Fall, dass eben eine neue Uhr beim ersten Kontakt mit kaltem Wasser beschlägt.
Obwohl das grundsätzlich kein Garantiefall ist, würde ich die Uhr in diesem Fall trotzdem vom Fachhändler/Hersteller öffnen und trocknen lassen.
Im Idealfall wird die Uhr in einer Gasatmosphäre oder bei ganz geringer Luftfeuchtigkeit zusammengebaut, wodurch sich dieser Umstand weitgehend minimieren lässt.
Schon 30% relative Luftfeuchtigkeit genügen, um bei einem Temperaturschock (beispielsweise beim Sprung ins kalte Wasser in ein Sportbecken bei hochsommerlichen Temperaturen) den Wasserdampf in der Uhr kondensieren zu lassen!
Da diese Konstruktionsmerkmale für den Laien eher kaum beurteilbar sind, wurde die Dichtheit von Uhrgehäusen schon bald normiert.
Die entsprechenden Normen sind in der DIN 8310 (für Armbanduhren für den allgemeinen Gebrauch) und der DIN 8306 /ISO 6425 (für Taucheruhren) festgehalten.
Dadurch wurden die Hersteller gezwungen, auf den Uhren Angaben zu machen, wie dicht sie nun sind und für welchen Zweck sie geeignet sind.
Leider kann kein Hersteller die Dichtheit für einen längeren Zeitraum garantieren, weshalb Wasserschäden grundsätzlich von einer Garantieleistung ausgeschlossen sind. Es wäre allerdings ein Armutszeugnis für den Hersteller einer Taucheruhr, wenn er einen Wasserschaden innerhalb der Garantiezeit nicht auf Kulanz beheben würde!
Nachdem wir nun die grundlegenden Eigenschaften einer wasserdichten Uhr kennengelernt haben, können wir uns über deren Nutzung Gedanken machen.
Abgesehen vom Alltag, wo eine Uhr höchstens unter der Dusche oder in der Badewanne länger mit Wasser in Berührung kommt, ist die Dichtheit einer Uhr spätestens beim Schwimmen, noch weitaus mehr beim Tauchen einer hohen Belastung ausgesetzt.
Wenn man die Uhr also für diese Bereiche einsetzen will, sollte man sich schon vor dem Kauf über die Ausstattung der Uhr intensivere Gedanken machen.
Welche Ausstattungsmerkmale MUSS eine Uhr also haben, wenn ich mit ihr intensiven Wassersport betreiben will?
Verschraubte Krone
Dieses Merkmal ist ein absolutes MUSS. Unverschraubte Kronen wurden zwar auch früher sogar in „professionellen Taucheruhren“ eingesetzt, jedoch ist das Risiko, dass die Dichtung versagen kann ungleich höher, als bei Schraubkronen.
Durch den geringen Anpressdruck der Dichtung können sehr leicht Fremdpartikel zwischen Dichtung und Tubus gelangen, wobei praktisch schlagartig die Dichtfähigkeit verloren geht, oder stark beeinträchtigt wird.
Dies kann zwar theoretisch auch bei verschraubten Kronen passieren, jedoch ist durch die Verschraubung der Anpressdruck an die Dichtungen ungleich höher, weshalb auch kleinere Fremdpartikel die Dichtwirkung nicht so sehr beeinträchtigen.
Verschraubter Gehäuseboden
Pressböden bieten praktisch keinerlei Sicherheit gegen das Eindringen von Feuchtigkeit. Hier gilt das gleiche wie bei Schraubkronen
Saphirglas/Mineralglas
Plexiglas scheidet nicht nur wegen seiner hohen Anfälligkeit für Kratzer aus, es ist zu allem Überfluss auch durchlässig für Wasserdampf (nicht Wasser!!).
Jedoch herrscht gerade an Gewässern oder in tropischen Gegenden, mittlerweile dank Klimawandel leider auch bei uns eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Und die diffundiert über Kurz oder Lang durch das Glas, das im Gegensatz zu den ebenfalls wasserdampf- und heliumdurchlässigen Nitrilkautschuk/Vitondichtungen eine weitaus größere „Angriffsfläche“ als die sonstigen Dichtungsmaterialien aufweist. So kann auch eine entsprechende Menge Wasserdampf in die Uhr gelangen und dort kondensieren- was jedem Werk abträglich ist.
Weist eine Uhr diese Merkmale auf, ist es relativ egal, ob als Druckfestigkeit 10 oder 20ATM auf der Uhr angegeben sind.
Für das Schwimmen oder sonstigen Wassersport ist die Uhr jedenfalls geeignet.
Lediglich für das Tauchen (im Besonderen für das technische Tauchen) sind weitere (zusätzlich zu oben) Merkmale unbedingt erforderlich:
(Auszug aus dem Zeiteisen-Kurzartikel: „Die beste Taucheruhr“)
1) gut abzulesen, sowohl über als auch unter Wasser, bei allen Lichtverhältnissen
2) möglichst robust
3) geeignetes Band (Kautschuk mit Dornschließe entsprechender Länge oder Klettband- alles Andere ist ungeeignet).
4) möglichst kratzfest (hochglanzpolierter Stahl sieht nach dem 10. Tauchgang aus, als wäre er mit dem Schmirgelpapier behandelt worden)
5) möglichst dickes Saphirglas, das durch eine überstehende Lünette geschützt wird (man glaubt nicht, wie schnell ein "überstehendes"- vielleicht sogar noch entspiegeltes- Glas zerkratzt werden kann. Wie schnell zu dünnes Glas brechen kann, erlebte ich (bei einem Freund) beim Bergen eines Ankers zwischen mehreren Steinblöcken, der alleine durch den starken Druck mit der Hand auf eine Steinkante das Glas zum Bersten brachte).
6) geprägte/gravierte- und nicht lackierte/gedruckte- Lünettenbeschriftung mit durchgehender Minuterie, Reinigungsmöglichkeit der Lünette- noch besser, eine Vorrichtung, die ein besseres Ablesen der Tauch- oder Dekozeit ermöglicht- oder beider Zeiten.
7) möglichst auf der linken Uhrseite befindliche Krone (ob jetzt bei 8 oder 9 Uhr ist eher egal)- Unempfindlichkeit bei Stößen
entsprechend wasserdicht mit hohen Reserven (ideal ÜBER 300m)
9) in einem Preisrahmen, der sich bei Verlust "verschmerzen" lässt.
10) Heliumventil- um ALLE Eventualitäten abzudecken (grundsätzlich bin ich kein Freund von zusätzlichen Löchern im Gehäuse)
11) ein Uhrwerk, das auch der "Dorfschmied in Malawi" notfalls warten kann und möglichst zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Die Einhaltung von Chronometernormen oder eine endlos lange Gangautonomie sind da eher unwichtige Dinge.
12) Der Hersteller sollte ein möglichst ausgewiesener Spezialist für Taucheruhren sein, da er über eine entsprechende Erfahrung verfügt, die mancher "Nobelmarke", oder auch "Modemarke" fehlt.
13) keine unnötigen Komplikationen (Ausnahme eventuell Chronograph- dann aber mit entsprechend UW-bedienbaren Drückern). Mechanische Tiefenmesser, wie beispielsweise bei IWC Aquatimer, sind ein absolutes NO GO- ermöglichen die notwendigen (schlecht zu reinigenden) Gehäuseöffnungen doch das Eindringen von Schmutz....und das Ablagern von Salzkristallen im Gehäuse, die auf Dauer der besten Dichtung schaden.
14) Bedienbarkeit der Lünette mit dicksten Handschuhen IM WASSER. Innenliegende Lünetten, die per Krone bedient werden, scheiden also aus.
Soviel nun zu wasserdichten Uhrengehäusen, deren Konstruktion und Anwendung.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel dem Einen oder Anderen eine Hilfestellung und interessante Informationen geben konnte.
In diesem Sinne wünsche ich meinen Lesern einen unbeschwerten Aufenthalt im Wasser!